Bergpanorama; Pfad auf einem Bergkamm mit einer Person auf dem Pfad.

Ziele richtig setzen

Ziele zu haben ist gut, doch wie setzt man sich gute und gesunde Ziele, dass man am Schluss nicht demotiviert ist? Am Anfang steht immer das WARUM.

Ziele sind ein wichtiger Bestandteil für eine erfolgreiche Führung. Auch in den Gemeinden brauchen wir Ziele. Das fängt bei großen Zielen an und hört bei kleinen Ziele nicht auf. Wir planen, vom Groben ins Feine. Doch bevor man sich Ziele steckt und seine Gemeindearbeit daran ausrichtet, sollte immer eine Frage im Zentrum stehen: Warum?

Frage immer zuerst nach dem Warum

Die zentrale Frage bei jeder Entscheidung, egal ob das eine neue Vision ist oder kleinere Etappenziele, sollte immer sein: Warum machen wir das? Wenn diese Frage nicht beantwortet werden kann oder nicht zufriedenstellend beantwortet werden kann, dann sollte man sich ernsthaft fragen, ob es der richtige Schritt ist.

Verstehe mich nicht falsch, ich sage nicht, dass man vor jedem Schritt ein Team-Meeting einberufen muss und erstmal über die Warum-Frage zu philosophieren. Das wäre schlussendlich auch wieder Zeitverschwendung, aber wenn die Warum-Frage einmal geklärt ist, dann lässt sich die Antwort auf alle Schritte im Projekt oder der Vision anbringen.

Warum bringt uns dieser Schritt weiter? Warum führt er uns näher ans Ziel? Warum machen wir das, was wir tun? Wir brauchen gute Gründe, warum wir Dinge tun (Frag immer erst WARUM?).

Simon Sinek predigt diese Vorgehensweise schon seit einigen Jahrzehnten (TED Talk von 2009). Erst wenn wir das WARUM geklärt haben, dann können wir das WIE und WAS beantworten. Die Reihenfolge ist hier ganz entscheidend. WARUM → WIE → WAS.

Die zentrale Frage bei jeder Entscheidung: Warum machen wir das?

Oftmals sieht man, dass genau die andere Richtung gegangen wird. Es wird ein Angebot (WAS) erdacht, um dann zu überlegen, WIE man dieses Angebot an die Gemeindemitglieder und -besucher bekommt. Doch zum WARUM kommt man gar mehr, denn man steckt schon zu tief in der Planung.

Dieser Weg beschreibt leider keine gesunde Gemeindeentwicklung. Mit diesem Vorgehen betreibt man vielmehr einen bedürfnisorientierten Ansatz, um die Bedürfnisse der Gemeindemitglieder zu erfüllen. Lothar Krauss beschreibt es in seinem Artikel im Willow Creek Magazin 3/23 ganz treffen:

Viele Kirchen fokussieren sich darauf, die Bedürfnisse der bereits gewonnenen Menschen zu stillen. Die Gemeindemitglieder sollen zufrieden sein. Ein grundlegender Fehler für jeden Erneuerungsprozess. Warum? Weil es der falsche Fokus ist!

Lothar Krauss, Willow Creek Magazin 3/23

Krauss führt fort, dass eine erneuerte Gemeinde zunehmende auftragsorientiert agiert und eben nicht bedürfnisorientiert. Und warum tut sie das? Weil sie ihr WARUM beantwortet hat.

Qualität und Quantität

Das WARUM haben wir geklärt, nun können wir doch unsere Ziele festlegen. Jein. Bevor wir final die Ziele festzurren können, sollten wir noch kurz über zwei Typen von Zielen reden. Ziele gibt es nämlich in qualitativer Form und quantitativer.

Quantitative Kennzahlen

Mit quantitativen Zielen oder besser Kennzahlen (Key-Results) können wir die Anzahl von Dingen messbar aufzeigen. Beispiele wären:

  • Anzahl von Besuchern
  • Veröffentlichte Videos
  • erreichte Spenden

Die Anzahl der Gottesdienstbesucher ist schnell gezählt und über etliche Tools auch schnell ausgewertet. Doch natürlich wollen wir nicht einfach nur die Gottesdienstbesucher zählen. Würden wir hier aufhören, dann treten wir ganz schnell in die Falle, dass wir Goodhart’s Law unfreiwillig folgen. Dieses besagt:

As soon as a measure becomes a target, it ceases to be a good measure.

Goodhart’s Law

Das heißt, wenn wir diese Kennzahlen, die wir uns einst gesetzt haben, um das eigentliche Ziel zu verfolgen, als Ziel ansehen, dann werden wir alles tun, die Umstände zum Gunsten der Kennzahlen zu optimieren. Anders ausgedrückt, wenn wir die Anzahl der Gottesdienstbesucher erheben und es unser Ziel wird, die Anzahl der Gottesdienstbesucher zu steigern, dann werden wir Maßnahmen treffen, um genau das zu erreichen. Daher ist es immer wichtig, die quantitativen Kennzahlen mit qualitativen Zielen zu mixen.

Aber ist das nicht unbiblisch, seine Gottesdienstbesucher zu zählen? Ich denke nein. Es sollte nicht zum Selbstzweck werden. Aber die Größe zu kennen, um darauf zu reagieren, ist durchaus in der Bibel wiederzufinden. In Apostelgeschichte 2,41 lesen wir, dass die Urgemeinde an einem Tag um ca. 3000 Menschen wuchs. Da hat also jemand genauer hingeguckt und gezählt.

Qualitative Ziele

Mit den quantitativen Kennzahlen machen wir unseren Fortschritt messbar. Wohin Gegend qualitative Zielen (Objectives) unser Vorhaben beschreiben. Mit signifikanten, handlungsorientierten und inspirierenden Zielen können wir unser WARUM angehen. Zwischen 2 und 5 Zielen sind eine gute Größenordnung, um den Überblick nicht zu verlieren.

Formulieren wir signifikante, handlungsorientierte und inspirierende Zielen, bekommen unsere Schritte einen Sinn. Wir wissen plötzlich, warum wir etwas tun und es wird konkret. Dies führt dazu, dass eine intrinsische Motivation entsteht und Mitarbeitende nicht nur Aufgaben abarbeiten, und auch nicht nur mittragen, sondern mitentwickeln.

Qualitative Ziele werden also mit quantitativen Kennzahlen ergänzt, um diese messbar zu machen. Um zu sehen, ob wir auch in die richtige Richtung gehen. Ein Objective wird typischerweise mit mehreren Kennzahlen gemessen. Ein Beispiel könnte sein:

Objective: Social Media Reichweite der Gemeinde vergrößern, um mehr Menschen mit der Guten Nachricht zu erreichen.

  • Key Result 1: Mindestens 10 Social Media Beiträge pro Monat veröffentlichen
  • Key Result 2: Mindestens 2 Newsletter pro Monat versenden
  • Key Result 3: Anzahl der Follower auf allen Kanälen monatlich um mindestens 5% erhöhen.

Das Ziel ist und bleibt, wir wollen Menschen für Jesus begeistern und sie mit dem Evangelium in Kontaktbringen. Damit das aber passiert und wir auch wirklich dieses Ziel verfolgen, braucht es Wegweiser, die uns zeigen, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind.

Über dem Objective „Social Media“ könnte natürlich auch noch ein übergeordnetes Ziel stehen, dass mehrere Teil-Ziele vereint. So könnten wir das Objective „Wir erreichen neue Menschen mit dem Evangelium“ festlegen, zudem das Social-Media-Team einzahlt, aber auch das Gottesdienst-Team und andere Teams. So arbeitet jeder an der großen Vision und wir zahlen gemeinsam auf ein Ziel ein. Wir arbeiten nicht mehr einzeln an kleinen Projekten, sondern jeder und jede ist ein wichtiger Teil für das Gesamte und das schafft einen Teamzusammenhalt, den man nicht unterschätzen sollte als Leiter oder Leiterin.

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SMART und VAPID

Vielleicht ist dir der Begriff SMART schon im Kontext „Ziele setzen“ untergekommen. Das Akronym gibt die fünf wichtigsten Charakteristiken, die ein gutes Ziel haben sollte:

  • Specific (spezifisch)
  • Measurable (messbar)
  • Achievable (erreichbar)
  • Reasonable (vernünftig)
  • Time-bound (terminiert)

Wenn wir unsere Ziele in Objectives (qualitativ) und Key-Results (quantitativ) beschreiben, dann decken wir genau diese Dinge ab.

Es gibt aber auch die Gegenprobe. Wenn Ziele nicht SMART sind, dann sind sie vielleicht VAPID (eng. fade, fad, schal).

  • Vague (ungenau)
  • Amorphous (formlos, unorganisiert)
  • Pie in the Sky (Luftschloss, Zukunftsmusik)
  • Irrelevant (irrelevant)
  • Delayed (verzögert)

Solltest du feststellen, dass deine Ziele VAPID sind, dann würde ich dir empfehlen kurz innezuhalten und nochmal von vorne zu starten (WARUM).

Routinen für deine Ziele

Zu guter Letzt noch ein Tipp aus der Praxis. Ich kenne das ja auch, dass man schnell so im Tun drin ist. Die Tagesordnung ist vollgepackt mit „wichtigen“ Dingen, die noch besprochen werden müssen. Und plötzlich fällt einem ein halbes Jahr später auf, dass man gar nicht mehr über die Ziele gesprochen hat, die man sich gemeinsam gesetzt hat.

Wenn Ziele nicht SMART sind, dann sind sie vielleicht VAPID (eng. fade, fad, schal)

Leg dir eine Routine für deine Ziele an. Es muss nicht zwingend eine Tagesroutine sein, aber wenn man sich alle 2 Wochen gemeinsam die Ziele und den aktuellen Stand anguckt, bleibt man in der Vision verankert und lässt sich nicht so schnell ablenken. Oftmals reichen paar Minuten, um gemeinsam den aktuellen Stand zu beurteilen und festzustellen, dass man das ein oder andere Ziel oder Key-Result nochmals genau angucken sollte im Laufe der nächsten Wochen.

Ich ermutige dich, gerade in der Gemeinde klarere Ziele zu formulieren und Pläne zu machen, wie man diese auch erreicht. Darin liegt ein großer Schatz. Doch eines muss immer klar bleiben: Wir werden nicht der Taten wegen gerettet, sondern aus der Gnade. Doch wenn wir erkennen, was Jesus für uns getan hat, dann können wir nicht anders als die Taten darauf folgen zu lassen.

Ich, die Weisheit, wohne bei der Klugheit und gewinne die Erkenntnis wohldurchdachter Pläne.

Sprüche 8,12